Entwicklungsstörungen und Deprivation

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Deprivation bezeichnet eine mangelhafte Ausprägung neuronaler Strukturen, die durch fehlende Reize (sozial oder umweltbedingt) während der sensiblen Phase in der Entwicklung eines Lebewesens. Dieser Mangel kann auf alle Lebewesen, die die Fähigkeit haben, sich ihrer Umwelt durch Lernprozesse anzupassen, weitreichende Folgen haben. Die Fähigkeit, sich mit der Umwelt auseinander zu setzen, wird dadurch stark vermindert. Ängstlichkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Stressanfälligkeit und Hyperaktivität sind typische Symptome, die sich bei Hunden und anderen hoch entwickelten Säugetieren aus diesem Zustand ergeben.

Wichtig zu wissen ist jedoch, dass diese Verhaltensweisen nur auftreten, wenn das Tier sein bisheriges Umfeld verlässt. An die bekannte Umgebung ist es gewohnt, diese bereitet ihm keine Probleme.

Typisch ist das Deprivationssyndrom zum Beispiel bei Hunden, die auf dem Bauernhof aufgewachsen sind oder aus Auffangstationen im Ausland stammen. Sie haben oft nicht die Gelegenheit, zu lernen, wie sie die Reizfülle, die das Leben in Städten mit sich bringt, verarbeiten können.

In ihrem gewohnten Umfeld fallen sie nicht weiter auf und zeigen kein auffälliges Verhalten. Verändert sich diese nun aber, ist die neuronale Struktur dieser Hunde nicht in der Lage, dies angemessen zu verarbeiten, da sie durch fehlende Reize in der sensiblen Phase unterentwickelt ist.

Typische Ängste sind:

  • Soziale Ängste, die sich im Umgang mit Menschen und Tieren zeigen.
  • Umweltängste, besonders oft vor Geräuschen, Gerüchen und unüberschaubaren Situationen.
  • Angst vor allem Unbekannten

 

Das Leben mit einem solchen Hund erfordert, das weiss ich aus eigener Erfahrung, einiges an Kreativität, Management, Verständnis und vor allem viel Geduld. Mit Interesse für den eigenen Hund und Offenheit für neue Wege ist ein erfülltes, glückliches und entspanntes Zusammenleben im Alltag aber ein erreichbares Ziel.

Quelle:

  1. Hagemann, Wibke und Laser, Birgit (2013). Leben will gelernt sein. Botelsdorf: Brigit Laser Verlag.